Verbindung von Yoga und Natur
Ein Leben in symbiotischer Beziehung mit der Natur und in Synchronizität mit ihren Rhythmen scheint für viele fremd geworden zu sein. Durch eine scheinbare Trennung wird die Entfernung zu Mutter Natur immer größer, die Wertschätzung immer geringer und die Ausbeutung immer drastischer.
Dabei existiert diese Trennung nicht und die äußere Natur ist der inneren ähnlicher als so mancher denken mag. Die Gesetze der Natur spiegeln sich auch im menschlichen Körper wieder, da er Teil von ihr und sie Teil von ihm ist. Es ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Systeme, wobei sie sich alle um Harmonie und Ausgleich bemühen. Alles wirkt mit allem. Nichts ist voneinander getrennt – auch der Mensch nicht. Obwohl es in der heutigen Gesellschaft oft so scheint.
Erde – mein Körper
Wasser – mein Blut
Luft – mein Atem
Feuer – mein Geist
Diese Verbindung und Einheit kann im Yoga erfahren werden. Yoga selbst beschreibt das Einswerden mit allem. In samadhi (meditative Gipfelerfahrung) wird das Einswerden mit der Quelle erfahren – die Quelle aus der alles entspringt. In diesem Bewusstseinszustand wird nicht nur diese Verbindung mit allem, sondern auch die eigene wahre Natur erfahren. Und je stärker die Verbindung mit der Natur im Innen, umso stärker wird auch der Wunsch nach der Verbindung mit der Natur im Außen.
„Du bist nicht ein Tropfen im Ozean. Du bist der gesamte Ozean in einem Tropfen” - Rumi
Bekanntlicherweise beruhigt ein Blick ins Grüne, die Aussischt vom erklimmten Berg und ein „Bad“ im Wald den Geist. So wird hier die Verbindung zu Yoga durch Patanjalis Yogasutra deutlich: „Yoga ist das zur Ruhe bringen der Bewegungen des Geistes.“ Denn so wie beispielsweise pranayama (Lenkung des Atems) das Nervensystem beruhigt, kann das auch ein Spaziergang in der Natur. Diese kraftvollen, beruhigenden und heilsamen Geschenke von Mutter Natur erkannten auch die Yogis, weshalb die Wertschätzung, Ehrfurcht und der Respekt ihr gegenüber in der yogischen Tradition tief verankert ist. Dies spiegelt sich einerseits im yama (Regel für das Verhalten im persönlichen Umfeld) ahimsa (Nicht-Schaden) wieder, aber auch im Sonnen- und Mondgruß. Sie sind ein Gebet mit dem Körper, in dem Vater Sonne und Großmutter Mond geehrt werden und ein Danke für ihre bedingungslose lebensspendende Kraft ausgesprochen wird.
Beim genauen Hinschauen und Hinhören wird die Natur zu einem wahren Guru: die Stille eines Gewässers, die Formbarkeit von Wasser, die transformative Kraft vom Feuer, die Stabilität eines Baumes, die Schönheit der Fauna und Flora, die Größe der Berge, die Sicherheit der Erde, der wiederkehrende Wandel der Jahreszeiten, die Veränderung des Windes, die Frische der Luft, die Stärke von Wurzeln, die Unendlichkeit des Universums, die Tiefe des Ozeans, die Ruhe des Mondes, das Glitzern der Sterne, das Strahlen der Sonne. In ihr steckt so viel Weisheit. Und in authentischer Verbindung mit ihr, wird die Quelle dieser Weisheit erreicht – die Quelle des Friedens, die Quelle des Seins.